Piraten-Sprache am "International Talk Like A Pirate Day."

"Ahoi, ihr Landratten! 

Habt ihr Lust ganz nach Piraten-Art über den alltäglichen Horizont zu blicken?

 

 

Dann feiert mit uns am 19. September den "International Talk Like A Pirate Day."

So etwa klingt es, wenn Fans der Piraten-Kultur jedes Jahr am 19.September den "Sprich-wie-ein-Pirat-Tag" propagieren.

 

Eine Blödelei unter Freunden

Dieser parodistische "Feiertag" geht auf eine Blödelei der beiden US-Amerikaner John Baur und Mark Summers zurück. Die beiden Freunde aus der Kleinstadt Albany im US-Bundesstaat Oregon begannen 1995 damit, sich jeweils am 19. September an ihrem Arbeitsplatz gegenseitig anzurufen und vermeintlich nach Piraten-Art ein markiges „Arrrrr!“ in den Hörer zu raunen.

Der eine gab sich dabei als "Ol’Chumbucket", der andere als "Cap’n Slappy" zu erkennen. Diese Piratenparodie zelebrierten die beiden Scherzbolde dann sieben Jahre lang. Warum? „Weil es einfach bescheuert ist“, erklärt Baur später.

 Hobby-Piraten entern die Spaßgesellschaft

 

Als der Ulk der beiden Spaßvögel dann 2002 durch eine Kolumne in der Tageszeitung „Miami Herald“ international bekannt wurde, verzeichnete ihre flugs gebastelte Internetseite schon im Jahr darauf 19 Millionen Zugriffe.

Durch die digitale Kommunikation in Datennetzen befeuert wird dieser Tag inzwischen weltweit von einer immer größer werdenden Fan-Gemeinde begangen. Auch die deutsche Spaß-Gesellschaft wurde von den Hobby-Piraten inzwischen geentert. Auf Twitter trendet der Hashtag #TalkLikeAPirateDay bereits gewaltig.

 

Mehr als freudige Zufriedenheit wollen

Warum findet ein solcher Nonsens so viele Nachahmer? Viele Menschen in den modernen Gesellschaften wünschen sich mehr Amüsement. Die Feiertagskultur im Wirkungskreis der großen Weltreligionen bietet nämlich nur geringe Spaßfaktoren und ist mehr auf freudige Zufriedenheit angelegt. Deshalb suchen sie nach weiteren Möglichkeiten, zeitweise aus der zwanghaften Ensthaftigkeit moderner Leistungsgesellschaften ausbrechen zu können.

So tummeln sie sich in Oasen der Spaßgesellschaft wie in lauten Diskotheken und in bunten Freizeitparks, oder sie erfinden einfach nur aus Jux und Dollerei einen neuen exzentrischen Feiertag - den Piratentag.

Braucht die Welt einen Piraten-Feiertag?

Diese Frage wird sehr unterschiedlich beantwortet. Für die Neinsager ist dieser exzentrische Feiertag nur ein Beispiel für die typischen Begleiterscheinungen des Konsumkapitalismus mit seiner immer stärker werdenden „Kulturindustrie“. Dies bringe eine Spaßgesellschaft hervor, in der ein starker Konsum von Massenmedien und ein auf billiges Vergnügen hin ausgerichteter oberflächlicher Lebensstil dominieren. Dadurch würden die Massen zunehmend daran gehindert werden, selbst zu denken, was eine Gefahr für die Demokratie sei.

Andere wollen diesen "Kulturpessimismus" nicht gelten lassen. Den „Sprich-wie-ein-Pirat-Tag“ begreifen sie als parodistisches Happening oder als eine schrille "künstlerische" Entspannungsübung. 

Ein glückliches Leben führen wollen

Was sollen wir also von diesem ganzen Piratengedöns halten? Ob es nun infame Volksverdummung oder schlichter Blödsinn, anarchistisches Kunstprojekt oder befreiende Satire ist, das wollen wir nicht entscheiden müssen. In Zeiten großer Veränderungen braucht es die Fähigkeit, das Ganze, einschließlich sich selbst, nicht so furchtbar ernst zu nehmen.

Deshalb sollte eine Gesellschaft dem Heiteren, Leichten und Witzigen genügend Raum bieten.

Auch wenn die Seeräuber von damals wohl kaum alle Holz am Bein und Papageien auf der Schulter getragen haben dürften, so faszinieren uns diese wilden Gesellen doch als symbolhafte Umschreibung für die Bemühungen jedes einzelnen von uns, entgegen aller Widerstände ein glückliches Leben führen zu wollen. 

Richtung des Denkens ändern

Betrachten wir diesen Piratentag also einfach als heilsamen Unsinn und blödeln wir ein wenig mit. Vielleicht stellt sich ja wirklich ein Gefühl von Freiheit ein. 

 

Und wenn nicht, so bleibt uns ja immer noch die Einsicht von Francis Picabia: „Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann.“ Ja, zum Klabautermann, über sein Leben neu nachzudenken hat noch niemandem geschadet.

Also „Arrrrr!" Entspannt euch. Und dann "Ahoi!" mit einem Lied auf den Lippen: "Wir sind Piraten und jagen das Glück. Setzt alle Segel, es gibt kein zurück."